Auferstanden aus Ruinen…

Ja, es gibt mich noch! Auch wenn schon einige mal vorsichtig angefragt haben, ob ich noch da sei…

Wie ich auch schon im unten angehaengten Link erwaehnt hatte, bekam ich Besuch von Clemens, der aus Argentinien einen kleinen Umweg ueber NZ, Australien und Suedkorea nach Deutschland macht. War schoen, mal wieder ein bekanntes Gesicht von daheim zu treffen! 🙂

Kaum dass Clemens am Freitag mittag angekommen ist, sind wir am naechsten Morgen auch schon mit meinem Auto zum Wandern gefahren – endlich mal mein Auto (Honda Civic, Automatik, Stufenheck, Bj 1990) so richtig eingeweiht. Mit von der Partie waren auch meine flatmates Greger und Ingmar, beide dem Wandern sehr zugeneigt (was Clemens und ich dann nachher auch gemerkt haben… die Berggaemsen sind ziemlich abgezogen!).
Erstaunlicherweise haben wir es doch fast geschafft, puenktlich loszufahren: 7 Uhr! Nur so konnten wir dann auch hoffen, das auf 7-8 Stunden veranschlagte Tongariro Crossing durchzuziehen.
Es war natuerlich klar, dass es kurz vor Ende natuerlich eine Strassensperre gab, irgendein groesserer Unfall, der noch mind. 1h Sperrung bedeutete. Nun gut, sind wir halt einen 60km Umweg gefahren – dumm, wenn man eigentlich frueh wandern gehen wollte… Unsere Stimmung war anfangs nicht so prickelnd, da wir eine ziemlich geschlossene Wolkendecke hatten und uns noch so an die Erzaehlungen von Stefan (war kurz vor der Abgabe seiner Diplomarbeit und daher entschuldigt!) erinnern konnten: Wolken, Regen und schliesslich Hagel! Und das 7h lang? Naja, mal kucken…
Zum Glueck hat sich das Wetter dann noch ganz aufgeklart und wir hatten die ganze Zeit tollstes Wetter mit blauem Himmel und nur ein paar vereinzelten Wolken. Im Information Centre (komische Schreibweise hier…) haben wir dann erfahren, dass wir eigentlich schon zu spaet dran seien, um auf der anderen Seite des Crossings (Crossing = One-Way-Trip, d.h. man muss irgendwie wieder zum Ausgangspunkt zurueckkommen) noch einen Bus zu erwischen. Na, denn aber los und die Beine in die Hand nehmen!

Eins muss man sagen: das Tongariro Crossing gehoert nicht umsonst zu den 10 Great Walks in NZ! Der Aufstieg am Anfang ist ziemlich krass, da man erst einmal 700m ziemlich steil ueberwinden muss, bevor man dann auf den ersten Sattel kommt. Zwischendurch wird man noch zu einer kleinen Rast an ein paar Soda-Quellen eingeladen, wenn einen auch der Schwefelgeruch vor allzu langem Halt abhaelt. Dieser Schwefel ist auch der Grund, warum man auf diesen Track so viel Wasser mitnehmen muss: es gibt absolut kein Trinkwasser auf den 17km!
Vom Sattel aus kann man, wenn man gar zu verrueckt ist, noch ueber Aschefelder auf den Gipfel von Mt. Ngauruhoe (~2300m) hochstiefeln. Allerdings sind diese 500m Hoehenmeter wirklich hart erkaempft! Anscheinend wurden auch ein paar Aussenaufnahmen fuer Herr der Ringe hier gedreht: daher auch der Spitzname “Mt Doom”.
Auf diesem Sattel haben wir dann auch erst einmal eine Rast im Windschatten gemacht (man konnte uebrigens Mt. Taranaki von hier aus am Horizont sehen, eine schwarze Spitze im Wolkenmeer) – es war ja klar, dass auch hier mal wieder alles fest in deutscher Hand war (wie generell ueberall in NZ – neues Bundesland??? Habe ich da was nicht mitbekommen?).
Ueber eine Schlammebene (zum Glueck trocken!) die immer wieder mit Schlammlawinen von Mt. Ngauruhoe gefuellt wird (im November soll es wieder so weit sein) ging’s dann ueber den letzten Anstieg mit 300m schliesslich zum Red Crater, der seinen Namen wirklich zu Recht verdient. Beim letzten Ausbruch 1996 hat die Hitze der austretenden Lava das umliegende Gestein wieder aufgeschmolzen und irgendwelche krassen Eisenverbindungen gebildet, die ein knalliges Rot bilden. Schon beeindruckend und auch irgendwie beaengstigend, wenn dann auch immer noch Schwefeldaempfe direkt aus dem Krater aufsteigen – koennte ja jederzeit wieder ausbrechen!
Der Abstieg danach macht richtig Spass: man kann auf den Aschefeldern fast Skifahren. Ist nur immer fies, dass ab und zu ein paar grosse Steinsbrocken mitten drin liegen, die das ganze etwas ausbremsen… Was einem da allerdings an Leuten begegnet, die diesen Weg in die andere Richtung mit riesigem Rucksack gehen, ist schon bemerkenswert! Einer meinte nur lakonisch (und sehr stark schwitzend): “It’s great going down, but crap going up!”
Beim Abstieg hat man eine fantastische (langsam wiederhole ich mich hier mit den Adjektiven – aber es ist einfach toll!) Sicht auf die Emerald Lakes, ein paar Seen, die durch die Mineralien ganz seltsam gruenlich-tuerkis vor sich hin schillern. Hier ging mir dann nicht nur mein Film zu Ende (der andere lag ganz brav im Auto – aber holen? Neeee!), sondern es haben sich dann auch zum ersten Mal die Aussenbaender an meinen Knien gemeldet, die mir den Abstieg dann noch ziemlich vermiest haben, der sich am Ende noch ziemlich lange durch urwald-aehnliche Vegetation zieht…

Als wir dann endlich am Ende des Tracks angekommen sind, mussten wir auch erfahren, dass der letzte Bus vor einer halben Stunde abgefahren ist. Hmmm… Zu Fuss noch einmal 30-40km zum Auto laufen? Muss nicht sein. Hab dann netterweise noch einen Platz in einem Kiwi-Auto bekommen, so dass ich NUR noch die 7km von der Strasse bis zum Parkplatz laufen musste. Ueber diese Schotterstrasse bin ich dann auch im Stechschritt zum Auto – es wurde ja schliesslich schon Abend (ein verdammt genialer Sonnenuntergang mit der schwarzen Spitze von Mt. Taranaki am Horizont – nur dumm, dass mein Film IMMER noch im Auto lag!) und so allmaehlich richtig frisch. Die anderen sind dann inzwischen auch schon einmal losmarschiert, um mir entgegenzukommen – die haette ich dann beinahe noch verpasst, da ich die Einfahrt zuerst verpasst hatte (im Dunkeln sieht das ein bisschen anders aus, vor allem wenn man noch nie in diese Richtung gefahren ist!). Hat dann aber noch alles geklappt!
Eigentlich dachten wir, dass jetzt eigentlich alles gegessen sei… Ha! von wegen… Die Tankstelle im Kaff kurz vor dem Tongariro National Park (intelligenterweise heisst das “National Park”) hatte allerdings zu und konnte auch nicht mit Karte benutzt werden. Hmmm… Naja, dann muessen wir halt die naechsten 40km sehr energiesparend fahren und kucken, dass wir noch eine Tankstelle finden. Hat dann ja auch noch zum Glueck geklappt! Allerdings haette ich beinahe vergessen zu bezahlen – wenn die Tussi mich als Fahrer auch nicht fragt, ob der Sprit mit zur Cola und den Schokoriegeln kommt… Hatte in dem Moment auch mehr an meine Knie gedacht, die ich gar nicht mehr benutzen konnte. Mit den letzten 7km habe ich die wohl ziemlich abgeschossen an dem Tag! Den Sonntag ueber habe ich auch mehr oder weniger im Bett zugebracht und jegliches Laufen so weit wie moeglich vermieden…

Da ich etwas ausser Gefecht gesetzt war, hat Nicole dann was mit Clemens unternommen (Raglan/Black Beach/Westkueste und Tauranga/White Beach/Ostkueste). Da war’s ausnahmsweise mal praktisch, dass sie nichts mehr zu tun hat – kann ansonsten schon stressig sein, wenn man selber bis ueber beide Ohren in der Arbeit steckt und dann immer jemanden hat, der meint, man solle was unternehmen…

Mittwochs war ich jedoch wieder einigermassen auf dem Damm – oder in der Vertikalen (kann man sehen wie man will…) – und wir sind nach Rotorua gefahren. Dass Rotorua auch “Rottenrua” genannt wird, wird einem klar sobald man in die Naehe der Stadt kommt: es riecht nach faulen Eiern, dass es kein Spass mehr ist! Dass es das geothermale Zentrum von NZ ist, ist ja OK, aber dass es SOOO stinken muss??? Naja, ich weiss ja nicht, wie die Leute es schaffen dort zu wohnen, aber egal…
Clemens und ich sind dann erst einmal ins Thermal Village (auf Maori: Te Whakarewarewa), um uns mal ein bisschen die heissen Quellen anzukucken. Ist schon witzig, wenn die Erdkruste nur 35m dick ist (einfach mal auf den Boden aufstampfen und man fuehlt das Echo!). Fuehlt man sich irgendwie so, als wuerde man auf rohen Eiern laufen – nur nicht zu stark auftreten, koennte sich ja ein Spalt auftun! Auch wenn der Geisir nicht ausbrechen wollte als wir da waren, war es doch sehr interessant die unterschiedlichen heissen Quellen zu betrachten, die einfach immer wieder sich irgendwo auftun, sei es nun auf der Strasse oder im Vorgarten. Kochen ist hier wirklich sehr komfortabel: mittags das ganze in den Dampf ueber einer dieser Quellen tun (die Einheimischen haben Holzroste drueber gebaut) und Abends hat man ein perfektes Abendessen, dass auch noch sehr wuerzig sein soll (Schwefel???). Die Toten werden hier auch nicht “unter die Erde” gebracht, wie das sonst eigentlich ueblich ist, sondern “ueber der Erde” in Betonsarkophaegen “gelagert”. Durch die Erde, die stetig in Bewegung ist, wuerden die Leichname nur wieder an die Oberflaeche kommen. Daher gibt’s Betonwannen mit Deckel, die auch noch Ueberdruckventile haben, damit sich unten drunter nicht zuviel Druck aufbaut und das ganze sich mit einem grossen Knall verteilt… Was auch seltsam war, dass bei unserer Ankunft die meisten Quellen “Niedrigwasser” hatten. Zu dem Zeitpunkt hatten alle Quellen konstant ueber einen Zeitraum von einer Woche an Wasser verloren. Normalerweise deutet das immer auf ETWAS hin. Aber was, wusste auch der Fuehrer nicht! Na, dann lasst euch mal ueberraschen…
Nach dieser sehr lehrreichen Exkursion sind wir dann noch zum spassigen Teil uebergegangen: The Luge! Fuer alle, die diese Wort noch nie gehoert hatten (ging mir genauso… hab da Dale etwas komisch angekuckt, als er mir von einer “Luhsch” erzaehlt hat. What the f… is he talking about?), es ist eigentlich nichts anderes als eine Sommerrodelbahn. War aber super spassig! Um ueberhaupt zum Anfang der Rodelbahn zu kommen musste man mit einer kleinen Gondel rauffahren – wie ich doch solche Sachen mit meiner Hoehenangst liebe… Ebenso beliebt bei mir war auch der Sessellift, mit dem man nach einer (total ungefederten, schnellen und) genialen Fahrt wieder zum Startpunkt zurueck kommt.
Bevor wir dann wieder heimgefahren sind (in Hamilton riecht’s nur ab und zu nach Landwirtschaft – gibt uebrigens anscheinend keine Stallhaltung in NZ!), haben wir noch einen kleinen Abstecher zum Blue und Green Lake gemacht, die ganz in der Naehe von Rotorua sind. Leider war es schon zu spaet und die Sonne damit schon zu tief, als dass man einen grossen Unterschied zwischen den beiden Seen haette sehen koennen. Auf dem Aussichtspunkt genau zwischen den Seen konnte man zwar sagen, dass sie unterschiedlich sind, aber nicht unbedingt blau und gruen (eher, dass der eine gruenlicher und der andere blaeulicher ist).

Eigentlich dachte ich, dass meine Knie wieder in Ordnung waeren und bin daher mit Clemens am Samstag wieder zum Wandern gegangen. Diesmal war aber keine grosse Tour geplant, sondern einfach nur hier in der Naehe im Pirongia National Park. Lief am Anfang auch noch ganz gut, hab endlich mal die grossen Ferntrees (ja, hier gibt’s Farne wirklich noch als Baeume!!!) gesehen. Die Silberfarne, die auch ein Wappen von NZ sind, wachsen hier z.B. auch. Es ist schon witzig wenn man die Unterseite dieser Farne sieht und diese je nach Lichteinfall silbern schimmern. Bei abgestorbenen Blaettern sieht man dann ganz krass den Unterschied: die Unterseite ist dann weiss, waehrend der Rest hellbraun ist. Wir hatten eigentlich nur vor, bis zu einem Aussichtspunkt zu gehen und dann wieder umzukehren, allerdings haben mir meine Knie selbst das versagt. Wir mussten dann kurz unterhalb des Aussichtspunktes wieder umdrehen, da ich wieder nicht mehr richtig laufen konnte! War aber trotzdem toll, durch diesen Urwald zu wandern – wenn es auch teilweise super steil ueber irgendwelche Wurzeln und Baumstaemme ging!
Auf dem Rueckweg bin ich dann noch Mitglied hier im AA geworden (ist der ADAC von NZ). Warum? Naja, kurz ausserhalb von Templeview (dieser Mormonentempel ist dort) war eine Baustelle und als Clemens runterbremsen wollte, meinte er nur, dass die Bremsen irgendwie nicht mehr so richtig ziehen wuerden, bzw. eigentlich gar nicht mehr wollen! War ja gut, dass es gerade den Berg hochging und die anderen Leute auch wegen der Baustelle langsam fahren mussten. So konnten wir dann wenigstens mit der Handbremse gerade noch vor einem Baustellenschild auf dem Standstreifen zum Stehen kommen. Da hat sich Dale dann auch noch ein Abendessen von mir verdient, da er uns erst einmal nach Hause gebracht hat und mich dann nachher noch einmal zum Auto, um auf den AA zu warten. Zu Hause bin ich dann erst einmal schnell AA-Mitglied geworden, auch wenn ich damit erst einmal warten wollte, bis ich meinen NZ-Fuehrerschein habe. Dann haette es nur ein Drittel gekostet! Aber egal… Als der Typ vom AA dann endlich kam, gingen die Bremsen wieder, auch wenn nicht optimal. Er meinte, dass es wahrscheinlich der Bremszylinder (keine Ahnung was der “master cylinder” auf deutsch ist – bin ich vielleicht Mechaniker??? ;-)) nicht mehr ganz in Ordnung ist. Hab dann die einfachere Alternative aus den beiden ausgewaehlt, entweder noch ewig auf einen Abschleppwagen zu warten oder vorsichtig nach Hause zu fahren. Bin dann auch noch gut nach Hause gekommen (wenn auch mit einem mulmigen Gefuehl in der Magengegend – Automatik-Autos kann man ja so gut mit Motor bremsen…) und am Montag dann auch in die Werkstatt.
Samstag Abend haben wir dann erst einmal kraeftig die Abgabe von Stefans Diplomarbeit gefeiert, die er am Donnerstag seinem Bruder mitgegeben hat, der wieder nach Deutschland zurueckgeflogen ist.

Montag frueh bin ich dann erst einmal in die Werkstatt gefahren (war ich ja erst zwei Wochen vorher!), um das Auto richten zu lassen. Die anderen wollte ja schliesslich mit dem am Mittwoch auf die Suedinsel fahren! $230 spaeter war das Auto dann auch wieder fahrbereit. So dass Clemens, Stefan und Greger auch wirklich am Mittwoch frueh (auch wenn aus 8 Uhr noch halb elf wurde) Richtung Sueden aufbrechen konnten. Was ich eine coole Geste fand, dass die drei diese Reperatur uebernommen habe!!!

So, das waren jetzt erst einmal so die Ereignisse der letzten Zeit – das dauert immer, bis man das geschrieben hat… 😉