Wie versprochen!

Wie versprochen gibt’s jetzt zu den Bildern auch noch ein bisschen mehr Text. Seit meiner letzten eMail im Januar ist ja ein bisschen Zeit vergangen, aber die letzten beiden Wochen waren ein kleiner Arbeits-Marathon, wo ich etwa nur 8h im Schnitt zu Hause war (Schlafen und Essen!). Ist halt das Problem, wenn man ein kleiner Perfektionist ist und beim Einbau eines kleinen Feature dann fast zwei Wochen verbraet… Waer ja an sich nicht so schlimm, wenn da nicht noch mein Betreuer meinte, dass wir doch eigentlich bei einer Machine Learning Conference ein Paper einreichen sollten. Oh-ohhh… Naja, das spornt den Ehrgeiz natuerlich an, ein einigermassen bugfreies Programm hinzulegen. Ist natuerlich die notwendige Grundlage fuer Experimente und damit eine Veroeffentlichung (vorausgesetzt, das Paper wird angenommen!).
Soviel aber zur Entschuldigung und jetzt zurueck zu meinen Erlebnissen…

Hier in NZ feiert jede Provinz ihren Gruendungstag, was natuerlich zu einem willkommenen Feiertag fuehrt, den Leute wie ich ganz gerne nutzen, um mal einen laengeren Trip zu machen. Waikato hat zwar keinen eigenen Feiertag, dafuer haengt es sich mit an Auckland dran, also den 26. Januar. Bin daher mit ein paar anderen Deutschen (darunter ein Prof) auf eine Tour an der Ost-Kueste entlang aufgebrochen… Eines kann ich schon vorweg sagen: wir hatten fantastisches Wetter!!!

Unsere erste Station war Mt. Maunganui bei Tauranga, wo ich Anfang des Jahres mal einen Nachmittag an der Beach verbracht hatte. Diesmal stand aber nicht die Braeunung im Vordergrund, sondern die Landschaft. Wir sind auf den 232m hohen (eigentlich muesste man “niedrigen” sagen…) Mt. Maunganui gelaufen, begleitet von ziemlich vielen Kiwis, die den Berg/Huegel als Naherholungsgebiet nutzen und da rauf und runter joggen. Naja, bei der Hitze kann ich mir da was gesuenderes vorstellen…
Aber die Aussicht von dort oben ist einfach atemberaubend (sieht man auf den Bilder auch sehr gut!), toller Blick aufs Meer mit seiner herrlichen Farbe und die weissen Straende, die nur darauf warten, dass man sein Badetuch ausbreitet.
Nach einem Eis am Strand sind wir dann weiter Richtung East Cape gefahren. Wir konnten uns unterwegs nicht immer zurueckhalten und mussten ab und zu einfach mal an einer Beach anhalten und ins Wasser (zumindest bis zu den Knien) springen. Dass dabei natuerlich die Hosen immer etwas nass wurden, wenn man mal wieder nicht aufpasste und eine groessere Welle sich nicht nur um die Knoechel schmiegte, war ja klar. Bei dem herrlichen Sonnenschein ist das ganze aber immer wieder schnell getrocknet. Das tolle an den Straenden ist, dass man nur ein paar km von einem Touristenkaff wegfahren muss und schon an einem Strand ankommt, der genauso toll, aber dafuer menschenleer ist! Evtl. findet man ein paar Kiwis, die beim Fischen sind, aber das war’s dann auch schon.

Weiter Richtung Osten faehrt man durch Te Puke, der “Hauptstadt” der Kiwifrucht. Nennt sich auch selbstironisch “Kiwifruit Country”…
Wir haben es uns aber verkniffen, da auszusteigen und auf ne Plantage zu gehen. Abends sind wir dann in einem ganz idyllischen Backpacker Place abgestiegen, Maraehako Bay Retreat. Wir hatten schon Angst es nicht zu finden, da es eigentlich irgendwo im Nirgendwo liegt. Es schmiegt sich direkt an die Felsen und hat einen tollen Ausblick auf das Meer. Sind dann fuer $40 auf einen Bootstrip, um Delphine zu sehen. Haben zwar in den paar Stunden ausser einmal ein bisschen Treibholz und einigen Moewen leider keinen Delphin gesehen… 🙁 War aber trotzdem eine tolle Fahrt, der Sonnenuntergang hat einen auf alle Faelle entschaedigt! Das einzige nervige an unserer Unterkunft war, dass es mal wieder fest in deutsch-sprechender Hand war: 2 Schweizer, und mind. 7 Deutsche, ganz abgeschlagen die Kiwis: gerade mal 2!
Am naechsten Morgen sind wir dann wieder frueh aufgebrochen um weiter Richtung East Cape zu fahren. War ein kleines Problem ein Cafe zu finden, nachdem die Landschaft sehr duenn besiedelt ist. Haben’s dann schliesslich so gemacht, dass wir in einer Dairy (~ Tante Emma Laden) Brot und Mallow Puffs (typische NZ cookies) gekauft haben und die dann gefruehstueckt haben: zwei Mallow Puffs zwischen zwei Scheiben Toast.
Nicht unbedingt koeniglich, aber was zum Essen! 😉 Die Aussicht war jedoch richtig gut: Raukorore Anglican Church. Eine kleine weisse Kirche die ganz einsam auf einer Landzunge steht.
In Te Araroa sind wir dann Richtung East Cape abgebogen und ueber eine Schotterpiste zum Leuchtturm gefahren. Wie das nun einmal so ueblich ist, stehen solche Tuerme nicht irgendwo im Flachland, sondern auf exponierten Stellen. Kurzum: erst einmal wieder kraeftig den Berg rauf! Der etwas schweisstreibende Aufstieg lohnte sich aber auf alle Faelle! Das Leuchttuermchen ist zwar nicht so sonderlich beeindruckend (eher die Tatsache, dass die urspruengliche 1000W Lampe gegen eine 35W ausgetauscht wurde, diese aber immer noch 35km weit strahlt!), aber man hat eine tolle Aussicht ueber den Pazifik: irgendwo dort hinter dem Horizont muss Suedamerika sein…
Auf dem Rueckweg machten wir dann noch einmal in Te Araroa Station um Wasser fuer uns und Auto und Sprit (diesmal nur fuers Auto) zu tanken. Dabei hat uns der Kiwi, der uns betankt hat, erst einmal eine Story ins Knie gedrueckt, als ich ihn fragte, wo denn hier der beruehmte alte Baum stehe. Er meinte nur trocken, auf einen Erdrutsch deutend, dass der Baum dort frueher gestanden haette, aber bei einem Erdrutsch die Bewohner diesen in einer Nacht und Nebel Aktion ins Dorf getragen und auf dem Schulhof aufgestellt haetten. Auf meine unglaubwuerdigen Blicken hin, erwiderte er, dass es zwar nicht war sei, aber trotzdem eine gute Geschichte abgeben wuerde (Geschichtenerzaehlen gehoerte zu einer Tradition in NZ, bis die eMail das leider etwas zerstoert hat). Nachdem wir dann noch ein bisschen gelabert haben, sind wir dann zur Schule gefahren und haben uns diesen Pohutukawa angeschaut. Der ist nicht nur mit geschaetzten 600 Jahren der aelteste seiner Gattung, sondern hat auch noch einen Namen: Te Waha o Rerekohu. Was das allerdings heisst… Naja, ich sollte mal mein Maori auffrischen… 😉

Da wir ja schon am oestlichsten Punkt von NZ angelangt waren, konnten wir nur noch Richtung Sueden fahren.
Neben einem Zwischenstopp an einem Strand sind wir dann bis zur Tolaga Bay weitergefahren. Der Teil, der von der alten Werft noch steht, ist ein 660m langer Pier, der laengste in Neuseeland. Dass der Zahn der Zeit an diesem Stueck Bauwerk schon ziemlich genagt hat, wird einem nicht nur durch das riesige Verbotsschild am Anfang klar gemacht. Sehr bald sieht man, dass der Beton doch schon sehr am broeseln ist. Ein Glueck ist dabei nur, dass man nicht nach unten auf die Streben sehen kann. Da wuerde man dann am liebsten wohl gar nicht erst einen Fuss drauf setzen. Nachdem wir am East Cape bereits andere Deutsche (+ 1 Franzoesin) aus Orchard Park getroffen hatten, fanden wir diese auch hier wieder vor Ort vor (spaeter in Napier und Taupo, dann aber nur noch das Auto). Das Wasser hatte auch hier wieder ein fantastisches Blau, allerdings wollten wir es den Kiwi-Kindern hier nicht gleich tun und vom Pier ins Wasser springen.
Nicht weit von der Werft entfernt liegt Whangara, der Schauplatz fuer den Film “Whale Rider”, der von Maori handelt (das zugrunde liegenden Buch spielt auch dort!). Das Doerflein liegt in einer recht baumlosen Gegend, wie die Ostkueste generell ist, und macht einen recht traurigen Eindruck. Auf dem Versammlungshaus der Maori war dann auch der “Whale Rider” zu sehen, eine geschnitzte Figur, die eine Art Pottwal reitet.

In Gisborne selber machten wir nur einen kurzen Halt zum Essen bei einem Inder, bevor es dann weiter in Richtung Napier ging. Da Napier aber noch so weit entfernt war, machten wir wieder Station in einem Backpacker’s: in Wairoa. Wie es sich herausstellte, war es im Endeffekt das Haus einer Familie, das im Sommer als Herberge fungiert, waehrend die Familie in der mehr oder weniger ausgebauten Garage wohnt. Der Herr des Hauses war ein ueber und ueber taetowierter (wenn auch mit Comic-Figuren und Bob Marley’s “No woman, no cry”) und schon leicht angegrauter Maori. Der begruesste uns dann mit einer Maori-Ansprache (netterweise auch mit Uebersetzung ins Englische!) und fuehrte dann mit seinem Sohn zusammen eine Art Kriegs-Ritual auf. War sehr interessant, allerdings wusste man jetzt nicht, ob man ernst kucken oder schmunzeln sollte. Es blieb beim beruehmten “social smile”.
Leider scheiterten wir bei dem Versuch, noch am Abend ans Meer zu fahren, recht klaeglich. Wir hatten uns fuer einen Spaziergang am Meer entschieden, da das “Stadtzentrum” nur aus ein paar Laternen und dem einzigen offenen Geschaeft, einem Chinese Takeaway, bestand. Nach laengerer Irrfahrt sind wir nur an den Wairoa River gelangt, der uns allerdings den Weg zum Meer verwehrte… Abgesehen von der Dorfjugend, die ab und zu mit aufgemotzten Autos durchgeheizt ist, passiert am Sonntag Abend hier wohl NIE etwas – wie sollte es auch, hat ja nicht einmal eine Kneipe auf!

Am naechsten Morgen ging es dann sehr frueh nach Napier weiter, da wir dort fruehstueckten wollten. Napier ist nach einem Erdbeben im Februar 1931 zum grossen Teil im Art Deco Stil aufgebaut worden, duerfte gerade die Architekturversessenen unter euch interessieren. Dadurch ergibt sich im Stadtzentrum ein sehr schoenes, einheitliches Bild (wird leider durch die Sonnenschutzvorbauten getruebt). Die Tour zur bruetenden Toelpelkolonie mussten wir leider ausfallen lassen, da die eine Tour bereits angelaufen (hatten wohl etwas zu lange gefruehstueckt!) und die darauffolgende erst beim naechsten Niedrigwasser moeglich war. War dann leider zu spaet, da wir ja wieder nach Hamilton zurueckmussten.
Eines muss ich ja schon sagen, von Napier war ich vom Strand zum ersten mal richtig enttaeuscht! Bisher waren wir immer von all den tollen Straenden verwoehnt gewesen, waehrend uns hier in Napier nur ein Schotterstrand begruesste, oder besser: ignorierte!

Auf dem Weg nach Hamilton, also wieder Richtung Norden bekam man auch die nicht so schoenen Landstriche von Neuseeland zu Gesicht. Dort wo viel Forstwirtschaft betrieben wird, gleicht es mehr Mondlandschaften (nach einem Kahlschlag) und dem besch… deutschen “Stangerlwald”, da bei der Aufforstung leider nicht der urspruengliche Urwald wieder angepflanzt wird, sondern schnellwachsende, profitable, aber leider beknackt aussehende, Fichten.
Abgesehen von einem Wasserfall, der lediglich durch ein kleines unauffaelliges Schild “Scenic Outlook” gekennzeichnet wird (aber nicht von der Strasse aus zu sehen ist), gab es bis Taupo nichts sehenswertes. Bei so einer langen Fahrt in NZ eher ungewoehnlich… Taupo selber ist wiederum beeindruckend, da der See Lake Taupo in einem (momentan) erloschenen Vulkan ist. Bei einer Eruption von 26.500 Jahren wurden 800km3 Asche und Lava herausgeschleudert, die sogar die 800km entfernten Chatham Inseln mit 11cm (!) noch bedeckte. Bei der Eruption von 181 n.C. wurden lediglich 100km3 ausgeschleudert, allerdings hatte der entstehende Pilz mit 50km eine doppelt so grosse Hoehe wie bei Mt. St. Helens und war ausserdem die staerkste Eruption auf der Erde in den letzten 5000 Jahren!
Wuerde das heutzutage passieren, wuerde sogar hier in Hamilton Chaos regieren…

Ganz in der Naehe von Taupo liegen die Huka-Falls, die von der Hoehe her vielleicht unspektakulaer sind (nur ein paar Meter), dafuer aber eine tolles tuerkis als Wasserfarbe haben (diese Farbe des Waikato Rivers gefaellt mir wesentlich besser als die, die er dann in Hamilton hat). So nebenbei werden gerade mal bis zu 300.000 Liter pro Sekunde durch die Enge Schluckt gedrueckt. Moechte ich ehrlich gesagt nicht unbedingt reinfallen. Lt. einer dortigen Schautafel bezieht NZ 75% seiner Energie aus erneuerbarer Energie (66% aus Hydroenergie), wobei der Waikato River bis zu 25% der gesamten Energie liefern kann.

So, damit waere der East Coast Trip erst einmal erzaehlt… Den Rest hole ich die Tage dann noch auf!