Tacho!

Zu aller erst muss ich mich mal entschuldigen, dass ich etwas schreibfaul war, was eMail betrifft.
Hatte mit dem bevorstehenden Besuch von Clemens alle Haende zu tun, um mir ein bisschen Zeit freizuschaufeln. Stellt sich dann als kleines Problem heraus, wenn man eh schon 70h in der Woche am Arbeiten ist, um mit der Masterarbeit voran zu kommen…
Daher gab’s diesen Text hier auch nie als eMail – die Ereignisse liegen ja schliesslich schon ueber einen Monat zurueck! Wie die Zeit rennt… Eieiei…

Beim Kaesspaetzle-Essen am Vorabend vor unserer Mt.-Taranaki-Besteigung am 5. Februar habe ich meinen Rekord an Gaesten von 6 uebertroffen: 10!!!
Ich kann euch sagen, haette ich nicht die Teigknetmaschine von der befreundeten Kiwi-Familie von Stefan gehabt, haette ich mir die Tour am naechsten Tag sparen koennen!
Es war ja schon so ein Kraftakt, fuer 10 Leute meinen festen Teig zu hobeln (Ja, ein echter Allgaeuer nimmt seinen Spaetzlehobel immer mit! *grins*). Aber wenn ich da auch noch den Teig haette kneten muessen???
Das war sowieso so ein Spass mit dem Teig, wenn man keinen Messbecher hat! Ist dafuer aber richtig gut geworden!
Es waren nicht nur unsere beiden Noch-nie-Kaesspaetzle-Esser, Muriel/Franzoesin und Tillmann/Kieler, sondern auch die anderen recht angetan! 🙂
Ich wusste schon, warum ich das Essen eigentlich bei den anderen in cottage 22 machen wollte… So musste man als Gastgeber natuerlich warten, bis die letzten Gaeste gegangen sind: irgendwann nach 12.
Dann noch Abwaschen und dann fuer ein paar Stunden die Augen zumachen, da es dann schon wieder um 4.15 aus den Federn ging um nach New Plymouth und Mt. Taranaki zu fahren!

Man sollte es nicht meinen, aber nach nur 3 Stunden Schlafe habe ich es doch aus dem Bett geschafft! Musste ja schliesslich noch packen…
Von der Fahrt selber habe ich nicht so viel mitbekommen (Nicole war ja zum Glueck schon sehr viel frueher vom Kaesspaetzle-Essen heimgegangen und konnte daher die ganze Zeit fahren!), nur das eine Mal: wenn in Neuseeland ein Schild mit Steinschlag am Strassenrand steht, dann sollte man auch besser aufpassen! Wir sind naemlich ueber ein paar Brocken gefahren, die nicht mehr ganz unter dem Auto durchgepasst haben!
Wenn man schliesslich, nach einer wahnsinnig malerischen Fahrt entlang der Westkueste, in die Naehe von New Plymouth kommt, dann hat man einen krassen Blick auf Mt. Taranaki (Mt. Egmont fuer die englisch-sprechenden)! Von nahezu Meereshoehe erhebt sich in einer total flachen Gegend ein Vulkan mit 2518m Hoehe!!! Sehr beeindruckend – stimmt einen vor allem nachdenklick, ob man DEN auch wirklich besteigen will…
Nach einem zweiten Fruehstueck in einer Mall die eigentlich noch nicht geoeffnet hatte, haben wir dann unsere Unterkunft aufgesucht: “The Missing Leg”. Das andere war leider ausgebucht… Man kann nur sagen, dass unsere Unterkunft SEHR rustikal war. Super nette Leute, alle etwas stark auf der alternativen Seite (Alm-Oehi mit Jute-Sack), aber super nett.
Als wir aufgeklaert wurden, dass man normalerweise 8 Stunden fuer die Tour braucht und wir eigentlich schon viel zu spaet dran waeren, sind wir fix aufgebrochen.

Bei der Fahrt zum Berg hat dieser sich leider allmaehlich in Wolken eingehuellt, war doch das Wetter bis dahin mehr als traumhaft. Endlich am Visitor-Center angekommen (960m), haben wir dann auch erfahren, dass Steigeisen nicht mehr vonnoeten seien, da es mit dem vielen Regen in der letzten Zeit (und das war erst der Anfang des total verregneten Februars – dem trockensten Monat! normalerweise hat Hamilton ~60mm Niederschlag im Februar, dieses Jahr aber ueber 330mm!!! “Gruenland” waere auch ein passender Begriff fuer NZ) das meiste an Schnee und Eis beseitigt hatte.
Was die Neuseelaender unter einem 4WD-Track verstehen, ist mir jetzt auch klar: eine Strasse, die im 45-Grad-Winkel einfach den Berg hochgeht, von wegen im Zickzack, einfach geradeaus den Berg hoch! Da moechte ich auch mit einem Allrad-Auto nicht fahren… Zuerst denkt man, dass es eigentlich toll ist, wenn man eine Strasse hat und keinen Trampelpfad, aber ziemlich bald verflucht man die Steilheit der Strecke. In Null-komma-nichts kommt man da ins Schwitzen und bei dem kalten Wind der geht, sobald die Sonne weg ist, auch nicht gerade angenehm.
Kurz vor Ende des 4WD-Tracks am Sendemasten, blockierte ein netter Brocken den Weg: ging mir ja nur bis zur Brust, wenn ich daneben stand!
An der Huette die nur ein paar Meter weiter stand (auf ~1500m) haben wir dann Rast gemacht und ein bisschen mit den Kiwis und Aussies gelabert. Da haben wir dann auch erfahren, dass wir die steilste Tour gewaehlt haetten (von Norden) und die von Osten her wesentlich angenehmer, wenn auch laenger, sei. Bingo!
Naja, obwohl ich schon ziemlich fusslahm war, sind wir noch weiter, da wir noch die “700 Steps” sehen wollten, die gleich nach der Huette anfangen sollten. Hmmm… Stufen wuerde ich das nicht unbedingt nennen, auch wenn’s damit verwandt ist! Irgendwo auf der Haelfte haben wir dann Halt gemacht, da ich nicht mehr weiter konnte (hatte total lahme Muskeln an der Innenseite der Oberschenkel! Noch nie vorher gehabt…).
Da haben wir, wie sollte es auch anders sein, noch ein deutsches Paerchen getroffen, die in Australien und Neuseeland am herumreisen waren. War eine ganz nette Unterhaltung, in der sich dann rausgestellt hat, dass er bei T-Mobile in der Datenbank-Abteilung taetig ist. Hat mich dann auch mal gefragt, wie man denn hier so verdient. Er war dann jedoch sichtlich enttaeuscht, dass man hier maximal die Haelfte von dem verdient wie in Deutschland! Dafuer wird man hier allerdings mit einer genialen Landschaft “mit-ausbezahlt”!
Der Weg runter war lustig: Hoehenangst und dann ueber Stufen nach unten gehen, die irgendwo auf einem Geroellfeld sind, ohne jegliches Gelaender. Dass sich Leute auch immer nur fuer die Landschaft zu interessieren scheinen, anstatt auch mal die wundervollen Treppen zu bewundern, wird mir immer ein Raetsel bleiben… Der Abstieg wurde dann immer mehr zur Hoelle fuer mich, da ich meine Beine nicht mehr richtig heben konnte: die Muskeln haben einfach nicht mehr reagiert! Gegen Ende, als es der Weg erlaubt hat, bin ich dann nur noch gerannt – so konnte ich wenigstens gewissen Muskelpartien umgehen… 😉
Nach insgesamt 5 Stunden und wieder am Auto angekommen sind wir dann erst einmal zu einer wohlverdienten Dusche ins Backpackers zurueckgefahren. Gab danach noch ein leckeres indisches Essen in New Plymouth!!! Nur das Laufen gestaltete sich als ein kleines Problem: wenn man sich alle 100m hinsetzen muss, kommt man sich schon ein bisschen alt vor… Naja, als Belohnung gab’s dann auch noch Eis!
Auf der Rueckfahrt am naechsten Tag (hatten ein leckeres Fruehstueck in einem Cafe in der Innenstadt mit einem anschliessenden Schaufensterbummel) habe ich dann meine erste Black Beach in Mokau gesehen! Ist schon witzig, wenn der Sand nicht von Korallen stammt sondern aus vulkanischem Material besteht…

Tja, und so ging dann auch mal wieder ein nettes Wochenende (eigentlich ja Fr/Sa) zu Ende…